Konstantin Baehrens

Assoziiertes Mitglied/Graduiertenschule
Ludwig Rosenberg Kolleg/Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien
Nach einem Studium der Philosophie und der Literaturwissenschaft (Germanistik) an der Universität Potsdam, abgeschlossen mit einer Arbeit zu Walter Benjamins Geschichtsphilosophie, ist Konstantin Baehrens nun Kollegiat im Ludwig Rosenberg Kolleg am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam. Derzeit arbeitet er an einer Dissertation über philosophiegeschichtliche, in den 1930er und 1940er Jahren entstandene Studien zu historischen und systematischen Zusammenhängen zwischen dem NS-Antisemitismus und der deutschen Entwicklung irrationalistischer Philosophie.
Studium der Philosophie und der Literaturwissenschaft (Germanistik) an der Universität Potsdam; Abschluss mit einer Arbeit zu Walter Benjamins Geschichtsphilosophie (Erstgutacher: Prof. Dr. Hans-Peter Krüger, Zweitgutachterin: Dr. Olivia Mitscherlich-Schönherr) |
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Wintersemester 2006/07 |
Auslandssemester an der Université Stendhal (Grenoble-III) in Grenoble, Frankreich (Erasmus-Stipendium) |
03/2007-06/2009 |
studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Ethik und Ästhetik des Instituts für Philosophie an der Universität Potsdam (Prof. Dr. Christoph Menke, Prof. Dr. Brigitte Hilmer) |
Wintersemester 2012/13 |
Teilstipendium der Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK) der Philosophischen Fakultät an der Universität Potsdam |
seit dem Sommersemester 2014 |
Kollegiat des Ludwig Rosenberg Graduiertenkollegs am Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien mit einem Promotionsstipendium der Hans-Böckler-Stiftung (Erstgutachter: Prof. Dr. Helmut Peitsch, Vertrauensdozent: Prof. Dr. Rainer O. Neugebauer) |
2016 |
(gemeinsam mit Jan Loheit, Nicos Tzanakis-Papadakis und Frank Voigt): Förderpreis: „Walter Benjamin Nachwuchs-Workshop“, ausgeschrieben von der International Walter Benjamin Society, dem Zentrum für Literatur- und Kulturforschung und dem Walter Benjamin Archiv |
Lehre
Sommersemester 2015: Die Wahrnehmung des Antisemitismus in der deutschsprachigen Arbeiterbewegung, 1920-1945 (Universität Potsdam, Historisches Institut / Institut für Jüdische Studien; gemeinsam mit Priv. Doz. Dr. phil. habil. Gideon Botsch)
Veranstaltungen
„Die Shoa in der DDR-Literatur“, interdisziplinärer Workshop, organisiert von Prof. Dr. Irmela von der Lühe und Prof. Dr. Helmut Peitsch am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg; 9. Februar 2018.
Zeitgenössische Untersuchungen zur NS-Ideologie durch Philosophen jüdischer Herkunft: Cassirer, Horkheimer/Adorno, Husserl, Lukács, Plessner (Arbeitstitel)
Dissertationsprojekt, Autor/-in
Angesichts der NS-Diktatur sahen sich selbst Philosophinnen und Philosophen, die sich sonst kaum öffentlich politisch äußerten und die eigene Theorie von expliziten Gesellschaftsbezügen weitgehend freihielten, in außerordentlichem Maße veranlasst, sich auch theoretisch mit der Frage der gesellschaftlichen Relevanz ihrer eigenen intellektuellen Tätigkeit auseinanderzusetzen, insbesondere wenn sie persönlich von Verfolgungen betroffen waren. Die Arbeit behandelt philosophiegeschichtliche Untersuchungen zur NS-Ideologie, deren Verfasser jüdischer Herkunft waren und die zwischen 1933 und 1945 entstanden, auch wenn sie oft erst nach dem Zweiten Weltkrieg, teilweise in überarbeiteter Form, veröffentlicht wurden. Ernst Cassirers The Myth of the State (1946), Max Horkheimers und Theodor W. Adornos Dialektik der Aufklärung (1944/47/69), Edmund Husserls Die Krisis der europäischen Wissenschaften und die transzendentale Phänomenologie (1936/54), Georg Lukács’ Die Zerstörung der Vernunft (1954) und Helmuth Plessners zuerst 1935 unter dem Titel Das Schicksal deutschen Geistes im Ausgang seiner bürgerlichen Epoche erschienene Studie Die verspätete Nation (1959) werden bezüglich ihrer Kritiken von unterschiedlich definiertem ‚Irrationalismus‘, ihrer Konzeptionen von Humanismus und spezifisch deutscher historischer Entwicklung, hinsichtlich ihrer historischen Verortung und ideologietheoretischen Deutung des Antisemitismus und des Massenmords am europäischen Judentum und nicht zuletzt ihrer Methoden der Philosophiegeschichtsschreibung und ihrer Einschätzungen der historisch-gesellschaftlichen Relevanz von Philosophie vergleichend miteinander in Beziehung gesetzt. In historisch-systematischer Perspektive werden soziale wie politische Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen der Studien ebenso einbezogen wie ihr konzeptueller Gehalt für aktuelle Auseinandersetzungen mit der NS-Vergangenheit – auch in der Philosophie – und dem Problem des Antisemitismus.
Publikationen (Auswahl)
Herausgeberschaft
- Material und Begriff. Arbeitsverfahren und theoretische Beziehungen Walter Benjamins. Hg. v. Frank Voigt, Nicos Tzanakis Papadakis, Jan Loheit und Konstantin Baehrens. Hamburg: Argument 2019.
- Nachkriegsliteratur als öffentliche Erinnerung. Deutsche Vergangenheit im europäischen Kontext. Hg. v. Helmut Peitsch in Verbindung mit Konstantin Baehrens, Ira Diedrich, Christian Ernst, Christoph Kapp, Jacob Panzner, Ulrike Schneider und Frank Voigt. Berlin, Boston: de Gruyter 2018. https://doi.org/10.1515/9783050093932
Aufsätze und Artikel
- “The Most Significant Art Theorist of Avant-Gardism”. Lukács reads Benjamin. In: Walter Benjamin in the European East. Hg. v. Caroline Adler und Sophia Buck. London: Routledge [im Erscheinen].
- „Preface to the New Edition (1967)“. Introducing new agendas II. In: Dissonância. Revista de Teoría Critica, Nr. 7 (2023), S. 1-28. https://ojs.ifch.unicamp.br/index.php/teoriacritica/article/view/5242/3629
- „Preface (1922)“. Introducing new agendas I. In: Dissonância. Revista de Teoría Critica, Nr. 7 (2023), S. 1-26. https://ojs.ifch.unicamp.br/index.php/teoriacritica/article/view/5231/3618
- Briefwechsel mit Georg Lukács (1938/39). In: Anna Seghers-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Hg. v. Carola Hilmes und Ilse Nagelschmidt. J. B. Metzler: Stuttgart 2020, S. 228-234. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05665-8_36
- „Das Staunen darüber, daß die Dinge, die wir erleben, […] ‚noch‘ möglich sind, ist kein philosophisches.“ Anna Seghers, Georg Lukács und Ernst Bloch angesichts von Nazismus und Holocaust in den Diskussionen um Humanismus, Expressionismus und Realismus. In: Argonautenschiff. Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft, Nr. 27 (2019), S. 77-89.
- „Die Problemgeschichte wird tatsächlich zur Geschichte der Probleme.“ ‚Geschichtliche Totalität‘ und ‚Augenblick‘ bei Walter Benjamin und Georg Lukács. In: Material und Begriff. Arbeitsverfahren und theoretische Beziehungen Walter Benjamins. Hg. v. Frank Voigt, Nicos Tzanakis Papadakis, Jan Loheit und Konstantin Baehrens. Hamburg: Argument 2019, S. 193-242 [zusammen mit Frank Voigt].
- Diskursrelevanz der ‚Generation‘. Zur Diskussion um „Das Problem der Generationen“ von Karl Mannheim bei Richard Alewyn, Werner Krauss und Helmuth Plessner. In: Nachkriegsliteratur als öffentliche Erinnerung. Deutsche Vergangenheit im europäischen Kontext. Hg. v. Helmut Peitsch et al. Berlin, Boston: de Gruyter 2018, S. 65-91. https://doi.org/10.1515/9783050093932-004
- Theorien über Antisemitismus und Irrationalismus. NS-Ideologie und ihre Kritik aus der Perspektive von Philosophen jüdischer Herkunft. In: DIALOG, Nr. 79, 20. Jg. (2018), H. 2, S. 4.
- Antisemitismus als „Fetischisierung“. Monographien von Otto Heller, Ernst Ottwalt und Hans Günther um 1933. In: Judentum und Arbeiterbewegung. Das Ringen um Emanzipation in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Hg. v. Markus Börner, Anja Jungfer und Jakob Stürmann. Berlin, Boston: de Gruyter 2018 (Europäisch-jüdische Studien – Beiträge, Bd. 30), S. 319-336. https://doi.org/10.1515/9783110523935-020
- Intellektuelle Verantwortung. Über relative Autonomie künstlerischer wie theoretischer Literatur und soziale Relevanz geistiger Arbeit. In: Lukács 2016. Jahrbuch der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft, Nr. 16 (2016), S. 215-241.
- „[D]en ganzen Menschen“. Lukács’ humanistische Anthropologie und die Literatur der deutschen Klassik. In: links. Rivista di letteratura e cultura tedesca – Zeitschrift für deutsche Literatur- und Kulturwissenschaft, Nr. XVI (2016), S. 25-34.
- Einleitung zu Georg Lukács: Warum sind Demokratien den Autokratien überlegen? und Das wirkliche Deutschland. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 63. Jg. (2015) H. 2, S. 358-366. (Aus dem Nachlass edierte Aufsätze: ebd., S. 367-395.) https://doi.org/10.1515/dzph-2015-0019 - https://doi.org/10.1515/dzph-2015-0020 - https://doi.org/10.1515/dzph-2015-0021
- Mediale ‚Organisierung‘ des ‚Leibraums‘ durch ‚zweite Technik‘. Zu Walter Benjamins ‚anthropologischem Materialismus‘. In: Anthropologischer Materialismus und Materialismus der Begegnung. Vermessungen der Gegenwart im Ausgang von Walter Benjamin und Louis Althusser. Hg. v. Marc Berdet und Thomas Ebke. Berlin: Xenomoi 2014 (Philosophische KonTexte, Bd. 4), S. 163-187.
Rezensionen und Tagungsberichte
- Tausendundeine Nacht der Totalität. Ein Marathon zum Hundertjährigen von Georg Lukács’ Geschichte und Klassenbewußtsein. In: Lukács 2024–2025. Jahrbuch der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft [im Erscheinen].
- Zur Aktualität von Anna Seghers in den USA. In: Argonautenschiff. Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft, Nr. 31 (2023/24), S. 193-202.
- [Rezension:] Lukács, Georg, Ästhetik, Marxismus, Ontologie. Ausgewählte Texte. Hgg. u. eingel. v. Rüdiger Dannemann u. Axel Honneth, Suhrkamp, Berlin 2021. In: Das Argument. Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Nr. 338, 63. Jg. (2021), H. 3, S. 482-484.
- Workshop-Bericht. Material und Begriff. Arbeitsverfahren und theoretische Beziehungen Walter Benjamins. Workshop vom 24.3.-27.3.2017 am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin [zusammen mit Jan Loheit, Nicos Tzanakis Papadakis und Frank Voigt]. In: International Walter Benjamin Society, [01.06.2017]: <http://walterbenjamin.info/wp-content/uploads/2016/08/material_u_begriff_workshop_bericht_final.pdf>.
- [Rezension:] Tobias Morawski: Reclaim Your City. Urbane Protestbewegungen am Beispiel Berlins [2014]. In: Das Argument. Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Nr. 318 [Migration und städtisches Leben], 58. Jg. (2016) H. 4, S. 612-613.
- [Rezension:] Ulrich Sieg: Geist und Gewalt. Deutsche Philosophen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus [2013]. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 67. Jg. (2015) H. 3/4, S. 319-322. https://doi.org/10.1163/15700739-90000193
- Verdikt und Trauerspiel. Ein Rezensionsessay zu Lukács, mit Seitenblicken auf Adorno [Michael J. Thompson (Hg.): Georg Lukács Reconsidered. Critical Essays in Philosophy, Politics and Aesthetics (2011) und Timothy Bewes, Timothy Hall (Hg.): Georg Lukács: The Fundamental Dissonance of Existence. Aesthetics, Politics, Literature (2011)]. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte, 65. Jg. (2013) H. 4, S. 394-405. https://doi.org/10.1163/15700739-99000086
- Tagungsbericht Opfer, Täter, Jedermann? „DDR-Zeitzeugen“ im Spannungsfeld von Aufarbeitung, Historisierung und Geschichtsvermittlung. 14.02.2013-15.02.2013, Potsdam. In: H-Soz-u-Kult, 03.05.2013, <http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=4787>. (Druckfassung in: Christian Ernst (Hg.): Geschichte im Dialog? ‚DDR-Zeitzeugen‘ in Geschichtskultur und Bildungspraxis. Schwalbach/Ts.: Wochenschau 2014, S. 293-303.)