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David Hamann

Assoziiertes Mitglied/Graduiertenschule

Ein Billet von Brody über Berlin nach New York.  
Organisierte Solidarität deutscher Juden für osteuropäische jüdische Transmigrant*innen 1881/82, 67. Band der "Europäisch-jüdischen Studien", Berlin-Boston (De Gruyter / Oldenbourg) 2023

In der Promotion wird der Transit russländischer JüdInnen durch das Deutsche Reich während des Krisenjahres 1881/82 anhand neuer Quellenfunde behandelt. Im Fokus steht die transnationale Organisation einer „gelenkten“ jüdischen Auswanderung nach Amerika durch die Alliance Israélite Universelle und deutsche Hilfskomitees, welche die Grundlage für den 20 Jahre später gegründeten „Hilfsverein der deutschen Juden“ bildet. Die logistische Optimierung des jüdischen Transits durch das Deutsche Reich war eng verzahnt mit der Abwehrarbeit gegen den sich zeitgleich formierenden Antisemitismus. Akteure der „Berliner Bewegung“ instrumentalisierten eine vermeintliche jüdische „Masseneinwanderung“ – die in Wahrheit ein nahezu vollständiger Transit war – und profitierten dabei von der wachsenden Popularität kollektivistischer und rassistischer Ordnungsmodelle und dem nationalistisch-konservativen Schwenk der Bismarckregierung. Ausgehend von Auswanderungs- und Fluchtursachen jüdischer EmigrantInnen und dem Transit russländischer Juden von Ost nach West wird organisationsgeschichtlich die Entstehung und Entwicklung der jüdischen Migrationshilfe geschildert. In diesem Kontext werden drei bedeutenden Akteuren der Abwehr und Migrationshilfe – Salomon Neumann, Moritz Lazarus und der „Hilfsvereins“-Gründer Paul Nathan vorgestellt, um das Zusammenspiel von Abwehrarbeit und gelenkter Migration zu illustrieren. Abschließend werden die drei Entwicklungslinien bis zur Gründung des Hilfsvereins im Jahr 1901 verfolgt und skizziert.

 

The dissertation thematizes the transit of Jewish-Russian Transmigrants through the Germen Empire during the crisis year 1881/82. The focus of the dissertation is on the transnational organization of a “directed” Jewish Emigration to America which was realized by the Alliance Israélite Universelle and German relief committees. These committees provided the basis for the foundation of the Aid Organization of German Jews (Hilfsverein der deutschen Juden) in 1901. The logistical optimization of the Jewish transit through Germany was closely connected with the fight against the forming antisemitic movement. Actors of the “Berlin movement” instrumentalized a putative “Jewish mass immigration”, which in fact was a complete transit. They benefitted from the growing popularity of racist and antisemitic order models and the nationalistic-conservative turn of the Bismarck government. Based on causes for emigration and flight of Russian Jews and their transit from east to west, the organization history of the Jewish migration aid is investigated. In this context three important Jewish Berlin actors of the migration aid and the fight against antisemitism are portrayed to show the close connection between these two aspects: Salomon Neumann, Moritz Lazarus and the initiator of the Hilfsverein Paul Nathan. Conclusive three future developments from the crisis year 1881/82 to the foundation of the Hilfsverein in 1901 are outlined.

Monographien

Sammelbände

  • Deutschsprachige Zionismen. Verfechter, Kritiker und Gegner, Organisationen und Medien (1890-1938), Bern 2019. (gemeinsam mit Lisa Sophie Gebhard); Volume based on the conference from 25-27.10.2017 in Selma Stern Zentrum Berlin (–> conference review on hsozkult)

Artikel

  • Paul Nathan. Demokratie und Menschenrechte als Pfeiler moderner Sozialpolitik, veröffentlicht im April 2022 auf FEShistory.
  • Jüdische Selbstorganisation und Abwehrarbeit in Berlin am Beispiel ost- und südosteuropäischer jüdischer Migration (1810-1893), in: Medaon 13 (2019), 25.
  • „Hand in Hand“ in gegenseitiger Abneigung. Zum ambivalenten Verhältnis des Hilfsvereins der deutschen Juden zur zionistischen Bewegung vor dem Ersten Weltkrieg, in: Lisa Sophie Gebhard/David Hamann (Hg.), Deutschsprachige Zionismen. Verfechter, Kritiker und Gegner, Organisationen und Medien (1890-1938), Bern 2019, S. 43-58.
  • Felix Krueger, in: M. Fahlbusch, I. Haar, A. Pinwinkler (Hgg.), unter Mitarbeit von David Hamann, Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen, S. 380-386, Berlin 2017.
  • Gunther Ipsen, in: M. Fahlbusch, I. Haar, A. Pinwinkler (Hgg.), unter Mitarbeit von David Hamann, Handbuch der völkischen Wissenschaften. Personen – Institutionen – Forschungsprogramme – Stiftungen, S. 322-333, Berlin 2017.
  • Von Hamburg in die Welt – Jüdische Auswanderung und der Hilfsverein der deutschen Juden, 2016, Teil der Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte [online].
  • Migration organisieren. Paul Nathan und der Hilfsverein der deutschen Juden (1881–1914/18), in: Kalonymos 19 (2016), 2, S. 6-10. [online]

Rezensionen

  • Alexander Pinwinkler, Historische Bevölkerungsforschungen. Deutschland und Österreich im 20. Jahrhundert, Göttingen 2014, in: AfS 56 (2016). [online]
  • Tobias Brinkmann (Hg.): Points of Passage. Jewish Transmigrants from Eastern Europe in Scandinavia, Germany and Britain 1880-1914, in: ZfG 2/ 2015.
  • Volker Weiß: Deutschlands Neue Rechte. Angriff der Eliten – Von Spengler bis Sarrazin, in: ZfG 12/2011.
  • Christian Sehested v. Gyldenfeldt: Gunther Ipsen zu VOLK und LAND. Versuch über die Grundlagen der Realsoziologie in seinem Werk, in: ZfG, 9/2009.