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C: Lutz Fiedler (ZJS): Ein vergessenes Kapitel in der Geschichte der Diasporapolitik? Der Jüdische Weltkongress nach 1948

06.02.2020 | 16:00 c.t. - 18:00

Das Wort von der Diasporapolitik verweist auf die lange Geschichte der Juden als nicht-territorialem Kollektiv. An die Tradition vormoderner Fürsprache (Shtadlanut) anknüpfend, entwickelte sich in der Moderne eine Praxis nicht-staatlicher Diplomatie, mittels derer Juden bei Großmächten und transnationalen Institutionen für die Sicherung kollektiver Rechte und der eigenen Existenz als transnationale, nicht souveräne Bevölkerungsgruppe eintraten. 1936 schufen sie sich mit der Gründung des World Jewish Congress eine politische Repräsentanz. Der Holocaust und die Zerstörung der jüdischen Lebenswelten in Europa veränderte die Bedingung jüdischer Diasporapolitik grundlegend. Dennoch suchte der World Jewish Congress (WJC) bereits 1948 an diese Tradition anzuknüpfen. Im Vortrag wird dieses – häufig vernachlässigte – Kapitel jüdischer Diasporapolitik nach dem 2. Weltkrieg beleuchtet: Im Zentrum steht das Engagement des WJC für die bedrängten Juden in der arabischen Welt, aber auch für jene in der Sowjetunion, an dem zugleich die Nähe und Distanz von staatlicher und nicht-staatlicher Vertretung der Juden hervortritt.


Dr. Lutz Fiedler ist Postdoktorand des Selma Stern Zentrums für jüdische Studien Berlin-Brandenburg an der Humboldt-Universität zu Berlin und Leiter der Forschungsgruppe "Traditionen jüdischer Diasporapolitik im 20. Jahrhundert".