Springe direkt zu Inhalt

RV Messianismus: Christoph Schulte: Messianismus ohne Messias

07.12.2023 | 18:00 - 20:00

Vortrag

Der Messias, welcher das Los des jüdischen Volkes zum Besseren wendet oder gar die Weltgeschichte beendet, gehörte seit der Antike zu den wichtigsten Vorstellungen im Judentum. Anders als im Christentum, wo der Messias Jesus bereits gekommen ist, ist für den Messianismus im rabbinischen Judentum kennzeichnend, dass der Messias noch nicht gekommen ist und dass niemand weiß, wer der Messias sein wird und wann in der Zukunft er kommen wird. Unumstritten ist, dass er kommen wird; umstritten ist, ob überhaupt und was die Juden dafür tun können, dass der Messias kommt.

Der jüdische Messianismus ändert sich jedoch im 19. und 20. Jahrhundert bei liberalen Rabbinern, bei jüdischen Sozialisten und bei Zionisten grundlegend. Denn diese berufen sich auf das Messianische, auf die Machbarkeit und Veränderlichkeit der Geschichte durch den Menschen, aber sie sehen vom Kommen des Messias als Person ganz ab. Seither gehört ein Messianismus ohne Messias zur Signatur der jüdischen Moderne. Für jüdische Links-Intellektuelle und Philosophen des 20. Jahrhunderts wie Hermann Cohen, Ernst Bloch, Walter Benjamin, Theodor Adorno, Emmanuel Levinas oder Jaques Derrida ist das Messianische eine Chiffre für die Veränderlichkeit von Welt und Geschichte, zugleich auch wichtiger Bestandteil ihres Selbstverständnisses als Juden.

Zeit & Ort

07.12.2023 | 18:00 - 20:00

Mendelssohn-Remise
Jägerstraße 51, 10117 Berlin

Weitere Informationen

Anmeldung: reservierung@mendelssohn-remise.de
Information: info@selma-stern-zentrum.de / www.selma-stern-zentrum.de