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Fabian Sader (Frankfurt/Oder): Benjamin Steins „Die Leinwand“ (2010): Das Zeugnis der Shoah im entfesselten Spiel der Postmoderne (Teil II) (Dissertation) // Prof. Dr. Sven Kramer (Lüneburg): In der Qual, in der Sprache. H. G.

13.12.2022 | 14:15 - 17:45

Respondenz: Lea Laura Heim

Fabian Sader (Frankfurt/Oder): Benjamin Steins „Die Leinwand“ (2010): Das Zeugnis der Shoah im entfesselten Spiel der Postmoderne (Teil II) (Dissertation)

Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Fälschungsskandal um das Zeugnis des vorgeblichen Überlebenden der Shoah Binjamin Wilkomirski wird die Affäre um dessen fiktive Erinnerungen in Benjamin Steins „Die Leinwand“ fiktionalisiert. „Die erzählte Geschichte ist, was am Ende zählt“, heißt es darin provokant. Steins Roman jedoch, wie von Teilen der Forschung nahegelegt, als ein Parteiergreifen für Wilkomirski und eine Infragestellung jeglicher Grenzen zwischen geschichtlicher Wirklichkeit und Fiktion zu lesen, erscheint wenig plausibel. Demgegenüber soll die These vertreten werden, dass „Die Leinwand“ inhaltlich wie formalästhetisch radikal die aporetischen Diskussionen um die tatsächliche Möglichkeit von Authentizität autobiographischer Texte im Allgemeinen und von Zeugnissen der Shoah im Besonderen persifliert. Dabei werden auch die Auswirkungen eines poststrukturalistischen Identitätsverständnisses ausgelotet, das so als konzeptueller „Werkzeugkasten“ für das Phänomen Wilkomirski in den Blick gerät.

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Prof. Dr. Sven Kramer (Lüneburg): In der Qual, in der Sprache. H. G. Adlers unpublizierter Essayroman »Raoul Feuerstein« (Gastvortrag)

H. G. Adler (1910-1988) überlebte mehrere nationalsozialistische Lager, kehrte 1945 in seine Geburtsstadt Prag zurück und siedelte 1947 nach London über. Schon in den vierziger und fünfziger Jahren schrieb er auch literarisch über das Erlebte. Die meisten dieser Texte erschienen postum. "Raoul Feuerstein" blieb bis heute unpubliziert. Die ersten Seiten notierte Adler noch im Lager Theresienstadt. Nach der Befreiung arbeitete er das Manuskript mehrmals um. Ohne dass die Shoah direkt benannt werden würde, tastet sich der Text an dem postkatastrophischen Bewusstseinszustand seines Ich-Erzählers entlang. In essayartigen Reflexionen und einer Mischung der Stilarten versucht dieses Ich sich zurechtzufinden. Dabei stehen Fragen der Sprache im Zentrum. Der Vortrag stellt das Werk vor und formuliert erste Thesen.

Zeit & Ort

13.12.2022 | 14:15 - 17:45

Europa-Universität Viadrina,
Große Scharrnstr. 23a,
Raum GS105