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Kathrin Stopp (Frankfurt/Oder): Bauern, Handwerker und männliche Haushaltshilfen – Diskurse über Arbeit und Geschlecht im Israelitischen Familienblatt 1933–1938 (Dissertation) // PD Dr. Dorothea Ludewig (Potsdam): Vom „Geist althis

29.11.2022 | 14:15 - 17:45

Respondenz: Uta Hadad

Kathrin Stopp (Frankfurt/Oder): Bauern, Handwerker und männliche Haushaltshilfen – Diskurse über Arbeit und Geschlecht im Israelitischen Familienblatt 1933–1938 (Dissertation

Der Ausschluss von Jüdinnen und Juden aus dem Erwerbsleben war ein wesentlicher Bestandteil der Repressionsmaßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung im nationalsozialistischen Deutschland. Fragen nach der Berufswahl, die auch mit einer Neubewertung bestimmter Berufsfelder einhergingen, wurden daher ab 1933 für viele jüdische Menschen existenziell. Im Israelitischen Familienblatt, einer der drei größten jüdischen Zeitungen im NS- Deutschland, gehören Arbeit und Beruf zu den meistbehandelten Themen. Dabei werden Debatten um die Berufswahl und die sogenannte Berufsumschichtung oftmals geschlechtsspezifisch geführt und werfen nicht selten die Frage nach den Geschlechterverhältnissen auf. Dazu gehört bspw., dass nach den Nürnberger Gesetzen erstmals die Idee männlicher Haushaltshilfen in jüdischen Haushalten diskutiert wurde. Im Zentrum des Vortrags steht die Frage, welchen Einfluss diese Veränderungen im Arbeitsleben von Jüdinnen und Juden auf die Entwicklung der Geschlechterverhältnisse im Diskurs der Zeitung haben.

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PD Dr. habil. Dorothea Ludewig (Potsdam): Vom „Geist althistorischer jüdischer Frauen“ – Zionistische Geschlechterbilder mit besonderer Berücksichtigung der ‚weiblichen Perspektiven‘ von Bertha Pappenheim und Else Lasker-Schüler (Gastvortrag)

Die Verhandlungen von Geschlechterbildern spielten im Zionismus eine entscheidende Rolle. Dabei ging es zuvorderst um die Markierung einer neuen jüdischen Männlichkeit, die (auch) in Abgrenzung zu jüdischer Weiblichkeit entwickelt wurde. Frauen sollten sich in erster Linie (wieder) als Mütter in den Dienst der jüdischen Familie, der Keimzelle eines neuen Judentums, stellen und damit zum Erfolg des zionistischen Projekts beitragen. Gegen diese (wenig avantgardistische) Rahmung gab es durchaus Widerspruch, u.a. von Bertha Pappenheim in sozialer und Else Lasker-Schüler in literarisch- künstlerischer Hinsicht. Beide Beiträge sollen in diesem Vortrag im Sinne eines „Writing Back“, also eines gegendiskursiven Schreibens, aufgefasst und analysiert werden.


Zeit & Ort

29.11.2022 | 14:15 - 17:45

Europa-Universität Viadrina,
Große Scharrnstr. 23a,
Raum GS105