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ZJS-Workshop: Max und Alfred Weber und die jüdischen Intellektuellen im Heidelberg der Zwischenkriegszeit

23.04.2021 | 10:00 - 15:00

Workshop der Forschungsgruppe Literarische Praktiken der Verflechtung: Jüdisches Schreiben in der europäischen Diaspora

Heidelbergs Ruf als wissenschaftliches und intellektuelles Zentrum verdankte die Stadt vor allem der Universität sowie Max Weber und seinem Bruder Alfred. Bis heute ist der Mythos Heidelberg immer wieder unter verschiedenen Blickrichtungen hervorgehoben und erforscht worden. Weit seltener thematisiert wurde bisher allerdings, dass die Stadt 1) in der Zwischenkriegszeit wegen der relativen politischen und gesellschaftlichen – wenn auch temporären – Liberalität zu einem wichtigen Zentrum für neuere wissenschaftliche Ideen und Disziplinen wie z.B. die Soziologie geworden ist und dass daran 2) intellektuelle Netzwerke beteiligt waren, die sich einerseits besonders unter Emigrantinnen und Emigranten, andererseits aber vor allem unter Jüdinnen und Juden bildeten. Zu denken ist hier neben vielen weiteren zum Beispiel an Hannah Arendt, Friedrich Gundolf, Leo Löwenthal, Golo Mann, Erich Fromm, Selma Stern, Hilde Domin, Anna Seghers oder Hermann Grab.
Unter den Studenten und Studentinnen – denn Frauen durften hier ab 1891 studieren – waren oft gerade sie es, die sich beim Aufbau der neuen Disziplinen engagierten. Nachdem alle Fakultäten Heidelbergs ab 1810 Jüdinnen und Juden das Studium erlaubten, war Heidelberg seit dem 19. Jahrhundert zu einem jüdischen Zentrum avanciert, dessen Attraktivität für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis in die Zwischenkriegszeit weiter zugenommen hatte. Viele Wissensuchende fanden in Heidelberg zeitweise gegenseitigen Respekt und Austausch. Die personellen Netzwerke waren vielschichtig und kaum an äußeren Bedingungen wie der Herkunft orientiert. Auch wenn genau wie andernorts antijüdische Anfeindungen und antisemitische Ressentiments als Vorwand für Karrieren, deren Abwendung und Beförderung instrumentalisiert wurden. 
Der Workshop möchte die Perspektiven, Visionen und Ideen untersuchen, die von Jüdinnen und Juden in ihrer Heidelberger Zeit oder in Verbindung mit ihr entwickelt wurden. Es soll gefragt werden, welche Disziplinen und Forschungsansätze, welche Persönlichkeiten und sozialen Kreise sich entfalteten. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die die Personen machten, werden dabei exemplarisch in Fallstudien betrachtet, die jeweils ein Referat mit einer Textdiskussion kombinieren.  

Weitere Informationen

Anmeldung bis 16.04.2021 und Information bei:

Malte Spitz m.spitz@selma-stern-zentrum.de